Das
Treffen in diesem Jahr war fast wie eine Wiederholung von vorigem Jahr
– und
auch nicht!
Wir
hatten dieses Jahr viele Voranmeldungen, aber leider auch viele
Absagen. Somit
war die Anzahl der Teilnehmenden ungefähr gleich wie letztes Jahr.
Eigentlich
hatten wir mit ein wenig mehr Morinifahrern in diesem Jahr gerechnet,
aber die
Stimmung hat keineswegs darunter leiden müssen. Die war genau so gut
wie
voriges Jahr.
Schon
am Freitagvormittag tauchte der erste Morinifahrer auf. Karl war’s, der
auf
seiner sehr gepflegten und originalen 76’er 3½ Sport aus Hamburg kam.
Leider
hatte die Schöne ein schreckliches Klopfen, das deutlich aus dem
vorderen
Zylinder zu hören war.
Ich
fuhr mein Werkzeugwagen zum Moped. Karl meinte jedoch, dass wir
wahrscheinlich
nichts gegen das Problem machen könnten und er das Moped mit einem
Spedition zur
Firma Tritsch befördern wollte, da vor kurzem dort eine Motorrevision
durchgeführt
worden war.
Das
ist aber nicht das Ende dieser Geschichte – Fortsetzung folgt...
Niels
war der nächste, der ankam. Er ist ja der Besitzer dieser schönen
Valentini-inspirierten 3½, die letztes Jahr als Dänemarks schönste
Morini gekürt
wurde.
Nach
und nach kamen immer mehr Morinis an, eine nach der anderen – aber
hallo, eine
Guzzi hat sich auch rein geschlichen – ja, wenn die Morini nicht
fahrbereit
ist, nimmt man einfach die nächst Beste in der Sammlung.
Um
sieben Uhr waren die meisten vorangemeldeten und auch mehrere nicht
angemeldeten
Morinibiker eingetroffen. Da es am Abend etwas kühl wurde,
wurde das
Chili con Carne serviert, damit man sich an etwas anwärmen konnte. Auf
der
Anfahrt hatten alle sehr unterschiedliche Wetterarten erlebt: Sonne,
Nebel,
Regen, Hagel, daher waren sie ein bisschen verfroren, als sie ankamen.
25
Liter Chili con Carne werden zusammengerührt
Für
die nächsten Tage wurde uns schönes Wetter in Aussicht gestellt und so
wurde
es auch in Hygind. Wir hatten ein paar Tröpfchen Regen am
Freitagmorgen, aber
danach hatten wir die Wettergötter auf unsere Seite.
Nach
dem Abendessen wurde das große Lagerfeuer angezündet, man sammelte sich
herum
und es wurde fleißig bis weit nach Mitternacht geplaudert. Natürlich
mussten
die Stimmbänder dabei immer wieder mit alkoholhaltiger Flüssigkeit
geschmiert
werden, damit man keine trockene Kehle bekam.
Aus
Erfahrung von vorigem Jahr wussten wir, dass die Nächte sehr kalt
wurden.
Deshalb haben wir eine große Menge Decken gesammelt, die die
Zeltbewohner mit
zur Ruhe nehmen konnten. Die Erfahrung des letzten Jahres noch in den
Gliedern,
nahmen die meisten dieses Jahr schon Freitag eine Decke mit ins Zelt.
Der
Samstagmorgen war es wie im vorigen Jahr ein kühler nebeliger Morgen,
aber nach
und nach, als der warme Kaffee und das Frühstück die Fröstelnden
stärkte,
war die Sonne nicht mehr aufzuhalten.
So
um Mittag wurde es Zeit für die Ausfahrt.
Wir
sammelten uns an der Straße, aber bis es los ging, verstrich noch
einige Zeit,
da wie immer einige der alten Maschinen sich weigerten, anzuspringen
und auf
Starthilfe durch Anschieben angewiesen waren. Niels’ Morini wollte
trotzdem
einfach nicht und Karl verzichtete auf die Ausfahrt, da sein Motor
wirklich fürchterlich
klang – Fortsetzung folgt... Lars und Niels wollten nachkommen, nachdem
sie
Kerzen an Niels’ Morini gewechselt hatten.
Eigentlich
war geplant, dass wir nach Egeskov fahren sollte. Allerdings habe ich
eine Woche
vor dem Treffen von einer Ausstellung gehört: "Klassiske
Motorcykler i Fredericia“, eine Veranstaltung für Motorräder, die über
25
Jahre alt sind. Ich
dachte, dass
diese Ausstellung genauso oder vielleicht noch interessanter wäre. Ich
habe
dies vorgeschlagen und man entschied sich einstimmig, meinem Vorschlag
zu folgen.
Die
Ausfahrt verlief deswegen anders als geplant, aber wir hatten uns schon
ein
bisschen vorbereitet. Am Montag vorher waren wir in das Gebiet gefahren
und
hatten uns eine Route ausgesucht, die sicherlich Spaß machen würde.
Es
wurde ein großer Erfolg, da die Route reichlich mit Kurven und Hügeln
versehen
war. Die Tour verlief Richtung Küste nach Vejle Fjord. Dabei fährt man
auf
Straßen, die eigenartig für Dänemark sind: die Haarnadelkurven in
Munkebjerg.
Wahrscheinlich die einzige „Alpenstrasse“ in Dänemark. Unter
die Fjordbrücke machten wir eine Erfrischungspause, jetzt mit Niels und
Lars,
die zu uns gestoßen waren. Wir hatten wieder den Saab meine Schwägerin
als
Begleitfahrzeug und konnten so alles mitnehmen, was wir für ein
Picknick
brauchten.
Nach
der Pause fuhren wir dieselbe Strecke zurück nach Fredericia zur oben
erwähnten
"Klassiske Motorcykler i Fredericia“, wo wir uns die Mopeds anschauten
und das Mittagsessen einnahmen.
Den
vielen Sandwich die auf der Ausfahrt gegessen wurde. Und
ein neidischer
Hund rechts unten! ;o)
Danach
sind wir auf den schönsten Strassen, die wir hier auf Vestfyn haben,
nach Hause
gefahren. Leider wieder nicht ohne Probleme. Plötzlich wollte Lars’ 3½
nicht
mehr. Mmm, der Tankdeckel wurde geöffnet, das Moped geschüttelt, ein
Blick in
den Tank – und nur noch Kopfschütteln. Er war einfach lehr gelaufen!
Glücklicherweise
waren wir vorbereitet; im Saab war ein Reservekanister, Lars bekam
Benzin und
konnte wieder weiterfahren!
Die
lokale Zeitung, Torsdagsavisen, kam und befragte der Wirt.
Martin,
der letztes Jahr seine Settebello auf einem Hänger hatte, fuhr dieses Jahr die Kleine die Strecke –
mit seinem Sohn als Sozius!
Was
Rakke große Freude brachte.
Wegen
der Programmänderung hatten wir reichlich Zeit, einfach die Sonne zu
genießen.
Und somit kommen wir zur Fortsetzung unseren Unterhaltungsbeitrag:
Karl
wurde nämlich in der Zwischenzeit doch überredet, den Motor auseinander
zu
nehmen. Leiter des Projektes war Stefan. Als der Kopf und Zylinder erst
runter
waren, zeigte sich schnell was los war: Die Kolbenbolzenbuchse war „im
Eimer“,
es saß nur noch eine halbe Buchse im Pleuelauge! Glücklicher weise
fehlte der
Kleinen sonst nichts, aber wo sollte man jetzt am Samstagnachmittag
eine
passende Buchse her kriegen? Karl wurde immer niedergeschlagener und
hatte sich
eigentlich damit abgefunden, das Moped auf einer Palette mittels
Spedition zur
Firma Tritsch zu
senden. Aber so leicht geben wir nicht auf und es wurden sämtliche
erdenkbaren Möglichkeiten diskutiert: Die eigene Herstellung der Buchse
aus
vorhandenen Materialien in jeder denkbarer Form. Ja, sogar unser alter
Schrottmotor unseres FIAT 127 wurde zerlegt, weil jemand meinte, dass
die
Buchsen hier die gleiche Größe hatten. Erst als wir den Motor zerlegt
hatten,
wurde klar, dass es ein anderes Modell als gedacht war.
So
allmählich kristallisierten sich für mich vier mögliche Lösungen bzgl.
dieses Problems heraus: 1. Jørgen kontaktieren, der eine Sammlung von
Morinis
hat, und ihn fragen ob er so eine Buchse als Ersatzteil da hätte. 2.
Versuchen
Bo Madsen zu überreden, eine Buchse am nächsten Tag vorbei zu bringen.
3. Ein
Kumpel, der in unser Nähe als Werkzeugbauer arbeitet, könnte uns eine
drehen.
4. Die Morini auf unseren Anhänger laden und diese damit nach Hamburg
fahren.
Erst
mal wurde Jørgen angerufen. Und da er sowieso vorbeischauen wollte,
wollte er
sehen, ob er nicht so ein Ding findet und mitnehmen konnte. Die etwas
unsichere
Mitteilung brachte nicht unbedingt Karls Laune zum erhellen und als wir
uns zum
Abendessen setzten, hatte der arme Kerl kaum Appetit.
Aber
mitten beim Essen, kam Jørgen auf seiner sehr schönen 500’er und im
Rucksack
hatte er dieses kleine 1-Euro-Teil, welches die Misere hervorgerufen
hatte. Die
Gesichtszüge Karls hellten sich schlagartig auf und sein Glücksgefühl
war
kaum zu beschreiben.
So
wurde das Unterhaltungsprogramm nach dem Essen fortgesetzt, jetzt mit
einem
heiteren Karl. Die Zusammensetzung des Motors war für Stefan natürlich
kein
Problem – das heißt fast. Noch rechtzeitig entdeckte er
nämlich, dass sie den Kolben verkehrt eingebaut hatten –
also noch mal
alles auseinander und neu anfangen! Aber danach lief es wie geschmiert,
begleitet von einer immer größer werdenden Zuschauerzahl und deren
„guten
und wohlgemeinten“ Ratschlägen. Eine Stunde nach Sonnenuntergang war
die
Kleine bereit für den ersten Startversuch. Wir mussten jedoch erst das
obligatorische „vergessen-den-Benzinschlauch-zu-befestigen“-Ritual
mitmachen,
so dass der Benzin aus dem Hahn schoss.
Dann
war der große Augenblick gekommen. Ein paar Tritte auf dem Kickstarter,
und die
Kleine ist mit einem vergnügten Gebrüll gestartet, wie es sich für eine
Morini gehört . Karl sah so aus, als ob er gerade die Tour de France
gewonnen
hatte!!!
Sichtlich
aufgeheitert konnten wir uns nun zum Quatschen ans Lagerfeuer setzten.
Auch
stand noch die Vergabe der angekündigten Prämien aus. Die Schönste
Morini Dänemarks
wurde nach vorausgegangener geheimer Abstimmung gekürt.
Ja, und dieses Jahr war meine 3 ½ die Gewinnerin, was ich
mit’nem bisschen Verschämtheit sagen muss. Außerdem gab es dieses Jahr
auch
einen kleinen Wanderpokal für diese Auszeichnung. Eigentlich hätte er
auch
letztes Jahr überreicht werden soll, jedoch war die Post ein bisschen
langsam
und der Pokal erreichte uns nicht vor dem Treffen. Daher durfte Niels,
der
letztes Jahr den Preis gewann, den Pokal mit nach Hause nehmen. Er
sollte ihn ja
auch mal ein Jahr im Besitz haben dürfen.
Die
besondere Prämie wurde Bo Madsen in absentia überreicht. Er erhielt den
Preis
für seinen großen Einsatz, die Morini-Flagge hoch zu halten, damit wir
immer
noch Ersatzteile für unsere alten Morinis und auch hier in Dänemark die
neuen
Modelle zu sehen bekommen.
Die
weiteste Anreise hatte Michael Thieme aus Meisen, der mit imponierenden
820 Km
die Strecke durch Regen und Hagel zurücklegte.
Ich
fand es angemessen, eine zusätzliche Prämie zu vergeben. Diese wurde
dem
„Der Retter der Treffen“ gewidmet – Diese Auszeichnung wurde
selbstverständlich
Jørgen Pagh erteilt, der das entscheidendes Teil für Karls 3½’er
lieferte.
Alle
Preisträger bekamen ein T-Shirt, von Bo Madsen gesponsert, und ein
Wertgutschein im Wert von 40 Euro für den Einkauf in seinem Laden,
Madsens
Garage. Bo Madsen selbst jedoch, erhielt ein Wertgutschein
von 10 Packungen
Kaffee für seine monatlichen Kaffee-Treffen.
Der
Rest des Abends wurde mit Gequatsche verbracht, und mit vielen
Erlebnissen
bereichert konnten wir weit nach Mitternacht zur Ruhe gehen.
Am
nächsten Vormittag nach dem Frühstuck, wurde es Zeit für den Abschied.
Alle
äußerten sich sehr erfreut über die Erlebnisse dieses Wochenendes. Es
wurde
sogar gesagt, dass es „das beste Morini-Treffen Europas“ war. Darüber
sind
wir selbstverständlich sehr erfreut und stolz. Wir fanden ja auch, dass
es eine
unvergesslich schöne Zeit war. Wir möchten uns in diesem Jahr wieder
bei Euch
für die außerordentlich nette Gesellschaft bedanken. Danke an die
„Wiederkehrer“,
auch dafür, neue Gäste anzulocken, und danke an die Neuen.
Selbstverständlich
muss ich auch ein Dankeschön an meine Schwiegerfamilie richten, denn
ohne sie wäre
alles nicht so reibungslos und perfekt gelaufen.
Dieses
Jahr hatten wir eine Wiederholung – sollten wir eine Tradition daraus
werden
lassen?