Dornröschen 2011:
24. Mai 2011
Wahrscheinlich kann man sich durch meinen letzten sehr kurzen
Eintrag ausrechnen, dass es hier vor dem Treffen sehr hektisch war.
Vielleicht kann man auch auf den Fotos sehen, dass die Teilnehmer zum
Treffen eine fahrende Dornröschen zu sehen bekamen. Ich werde hier
versuchen zu berichten, was seit dem letzten Eintrag passiert ist. Die
Zeit nach dem Treffen war nämlich nicht weniger hektisch:
Der Motor wurde selbstverständlich zusammengebaut und ich habe ihn
eingefahren. Die Ausfahrtroute war ja perfekt dafür, also habe ich sie
oft vor dem Treffen gefahren.
Unmittelbar ist er schön gelaufen und zog ab wie nie zuvor. Moment war
ohne Ende und mein Tacho hat Geschwindigkeiten gezeigt, die ich
nie früher gesehen habe ;o) Aber, keine Rose ohne Dornen!!! Der Motor
hat nach meiner Meinung zu viel geklappert.
Ich durchschaute früh wo das Problem lag - so jedenfalls habe ich
gedacht! Ich bin ja geizig gewesen, und habe Kolbenbolzenbuchsen und
Gleitlager wiederverwendet, und war mir fast sicher, dass die
Missklänge von dort kamen.
Ich hatte die Buchsen vor dem Zusammenbau untersucht, und war
eigentlich zufrieden, aber habe sie dennoch noch mal gecheckt. Ich fand
hinten doch ein bisschen zu großes Spiel, also habe ich diese
ausgetauscht. Vorne fand ich kleine Klemmer-Schaden am Kolben. Er wurde
poliert und der Zylinder ein bisschen nachgehont und wieder
zusammengebaut. Immer noch viel Klapperei. Was nun? - alles wurde
wieder gecheckt. Ventile wurden hysterisch korrekt eingestellt. Zündung
noch mal eingestellt. Mehrere Probefahrten, aber immer noch Klopfen.
Ein Schraubenzieher als Stethoskop hat das Problem vorne geortet, an
der rechten Seite, vielleicht. Wieder überlegen. Es hat sich einfach zu
schlimm angehört um tausende von Kilometer damit zu fahren. Eine
schlaflose Donnerstagnacht in letzter Woche habe ich dann den Motor
wieder
Völlig zerlegt! Ich hatte nämlich die Befürchtung, dass das Gleitlager
doch zu schlecht wäre. Ein paar Stunden wurden verbracht mit minutiöser
Untersuchung aller Teile, aber alles war komfortabel innerhalb der
Toleranzen und hat gut ausgesehen. Ich habe sogar einen Motor zerlegt,
von dem ich wusste, der hatte ein gutes Gleitlager, nur um vergleichen
zu können. Dieses Lager war aber nicht besser. Einziges Manko war eine
schiefe Kolbenbolzenbuchse vorne. Habe ich dann auch gewechselt.
Am nächsten Tag wurde der Motor wieder montiert, und beim Starten habe
ich mir eingebildet, dass er sich besser anhörte. Nach einer Probefahrt
hat er sich aber immer noch schlimm angehört!
Das Wochenende wurde in Djursland verbracht, also nur Überlegungen und
kein Schrauben angesagt. Ich hatte den Einfall, es könnte vielleicht
ein zu kleiner Abstand zwischen Kolben und Ventile sein. Die
Ventil-Taschen wurden ja für eine S-Nocke gemacht, und mit einer
M-Nocke gab es ja weniger Abstand. Montag: Vorne wurden Ventile mit 1
mm Vorspannung eingestellt. Kein Aufsetzen! Kopf runter um zu sehen ob
es sichtliche Spuren an den Ventilen gab - aber nee! Beim Antasten des
Kolbens hat er sich ein bisschen viel bewegt, fand ich. Noch kräftiger
gewackelt hat er sich deutlich bewegt, also Zylinder und Kolben runter
zum unzähligen Mal. Dann wurde gemessen - Befund: der Kolben ist ganz
einfach konisch, und nicht nur ein bisschen: 1,5 Zehntel kleineren
Durchmesser unter dem Ölabstreifer als ganz unten am Kolbenhemd!! Nicht
merkwürdig, dass es so schrecklich geklappert hat. Ich hatte mir aber
nie im Leben vorgestellt, dass ein Neuteil so außer Maß sein könnte.
Deshalb habe ich das Problem auch nicht dort gesucht.
Nun, was machen? Freitag fahre ich ja nach Italien - und wie viel kann
man in vier Tagen erzielen? Ich habe alle Quellen kontaktiert, um zu
fragen ob jemand einen Kolben liegen hat. Darunter auch
Klaus Wahl,
der ja mit seinem Vater sich mit Kolben beschäftigt. Er ist unglaublich
nett, und da er auch Morini-Fahrer ist, bekommt man besonders gute
Bedienung bei ihm. Er hat mir mehrere Vorschläge aufgelistet, aber die
beste Neuigkeit war, dass er einen Kolben hatte. Einziges Problem, der
Kolben ist ein Zehntel grösser als meiner (hätte sein sollen), also
muss der Zylinder aufgehont werden. Ich habe Fyns Kardan Sevice
angerufen (haben meine Kurbelwelle geschliffen) und es wurde
versprochen, dass ich einfach kommen und den Zylinder innerhalb ein
paar Stunden gehont haben kann. Also, sieht es aus, als ob ich doch
noch bis Freitag fertig werden kann.
Übrigens, Klaus hat auch die Ventil-Taschen im Kolben gefräst. Ich war
eigentlich vorbereitet, es mit Bohrer und Schnellschleifer machen zu
müssen, aber schön, dass ich das nicht brauche. Ich habe soeben die
Meldung bekommen, dass der Kolben mit Express auf dem Weg nach Dänemark
ist, also sollte ich ihn hoffentlich Morgen haben.

Sonst
kann ich erwähnen, dass der Motor eigentlich nur grob eingestellt
wurde, aber es scheint so, dass die Bedüsung gut passt. Der Motor zieht
gut bei jeder Umdrehung und die Kerzen haben die richtige Farbe. Es ist
einfach Standard Sport-Bedüsung. Ich werde aber ein paar Düsen auf der
Tour mitnehmen, damit ich auf dem Weg einstellen kann, sollte es nötig
sein.
Eine kleine Seitenbemerkung, vollständigkeitshalber: ich habe doch
keine Papierdichtung zwischen die Gehäusehälften getan. Das Axialspiel
der Wellen war ohne gut, und ich bin mir ziemlich sicher, dass die
stramme Schaltung von der Druckstelle an der Wellenführung
hervorgerufen wurde (wie ich früher beschrieben habe).
So, ich schaue jetzt wieder ein bisschen zurück, zu unmittelbar nach
dem Treffen. Ich war nämlich auch ein bisschen kreativ. Es ist nämlich
so, dass mir Elisabeth auf meiner halben Tour mit dem Flugzeug entgegen
kommt und wir werden zusammen auf Dornröschen eine Woche lang touren.
Um das möglich zu machen, brauchen wir eine Sitzbank für uns beide und
Fußrasten für hinten. Eigentlich hatte ich eine Touring-Sitzbank, die
ich ausbessern könnte, aber ich finde sie ganz einfach unschön
(Strada-Eigentümer, verzeih mir ;o) jedenfalls für eine Sport, und
übrigens ist sie nicht besonders komfortabel wenn man zurückverlegte
Fussrasten hat, weil sie sehr breit ist. Deshalb habe ich ganz einfach
eine neue Sitzbank aus der Touring-Sitzbank gebaut. Vorbild ist, wie
man sieht, die Sitzbänke von den 77-80'er Modelle.
Fussrastenhalterungen sind die, die ich für
meine erste Morini gebaut habe.
Heute habe ich Reifen und Kette gewechselt und meinen kleinen
Gepäckträger montiert - somit sollte sie (abgesehen vom Motor) für die
große Tour bereit sein.
Ungefähr so viel werden meine Mitverkehrsteilnehmer von Dornröschen
durch Europa sehen ;o) - Bemerke die Kennzeichenhalterung: